Bayern-Landtagswahlen, Interview: Kernkraft – Symbol für den Wiedereintritt ins Industriezeitalter

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Frage: Bayern hat ja selbst auch eine große Tradition in der Kernenergie zu verteidigen. Warum macht das nicht die CSU?

Zuse: Die CSU hat sich leider seit langer Zeit auch an den grünen Zeitgeist angepaßt. So sehe ich jetzt bereits Wahlplakate der CSU in München, auf denen sie sich als die Umweltpartei präsentiert. Die SPD ist ja schon länger auf den grünen Zug in den Untergang aufgestiegen, und die Perversion des Wahlkampfes von Seiten der SPD drückt sich darin aus, daß der SPD-Landtagsabgeordnete Ludwig Wörner aus München die Welt durch ein Verbot des Standby für elektrische Geräte und das Dämmen von Häusern retten will.

Kein Wort hört man von den Parteien zur Weltfinanzkrise und zum stetigen Rückgang der Industriearbeitsplätze in Deutschland. Auch bei der Auseinandersetzung um den Transrapid konnte man feststellen, dass die CSU nicht Manns genug ist, sich gegen den grünen Zeitgeist zu stellen. So hatte man sich auch hier bei der letzten Kommunalwahl nur halbherzig für den Transrapid eingesetzt, aber nicht für ihn gekämpft.

Die Kernenergie ist aber eine noch lebensnotwendigere Frage, denn ohne kostengünstige Energie kann man den Industriestandort Deutschland gleich ganz vergessen. Die CSU macht jetzt bei der Kernenergie einen noch größeren Eiertanz als beim Transrapid. So hat sich gerade der CSU-Vorsitzende Erwin Huber für die Verlängerung der Laufzeiten der deutschen  Kernkraftwerke ausgesprochen. Das gewonnene Geld soll die Energiekosten für den Bürger verringern helfen und in den Bereich der alternativen Energien investiert werden. So werden unter der CSU-Regierung in Bayern bereits jetzt etwa 10% der Fläche für nachwachsende Rohstoffe, d.h. für Biosprit und Biogasanlagen verwandt.

Die Zukunft liegt aber eindeutig in der Kernenergie. Das erkennen immer mehr Länder dieser Welt. Nur in Deutschland will man weiter aus der Kernenergie aussteigen. Dies muß mit allen Mitteln verhindert werden, damit unser Land nicht zu einem Billiglohnland mit Rikschafahrern für Touristen verkommt. Deutschland kann bei der Renaissance der Kernenergie eine führende Rolle spielen, denn wir haben den inhärent sicheren Hochtemperaturreaktor entwickelt, der überall in der Welt die Energiegrundlage für eine wachsende Menschheit legen kann. Er ist nämlich nicht nur inhärent sicher, sondern kann mit seiner Prozeßwärme Meerwasser entsalzen. Der Kampf um die schwindenden Süßwasserreserven bildet nicht nur im Nahen Osten einen der Hauptgründe für  mögliche neue Konflikte.

Es ist aber hier wie mit dem Transrapid. Falls man ihn im eigenen Lande nicht baut, gibt es auch schlechte Chancen für den Export. Weltweit besteht ein ungeheurer Bedarf an billiger Energie und guter Verkehrsinfrastruktur. Deutschland könnte hier wie bei der Einführung des Elektromotors durch Wernher von Siemens im 19. Jahrhundert einen großen Teil des Marktes für sich erobern. Dazu müssen wir aber endlich in unsrem Lande die Technologiefeindlichkeit der 68er überwinden.

Frage: Bayern spielte für die Geschichte der Kernenergie in Deutschland immer eine wichtige Rolle. Wie sieht das heute aus?

Zuse: In Garching bei München nahm am 31. Oktober 1957 die erste nukleare Forschungsanlage Deutschlands, das sogenannte „Garchinger Ei“, seinen Betrieb auf. In den siebziger Jahren wurde im niedersächsischen Gorleben ein integriertes Entsorgungszentrum für abgebrannte Kernelemente geplant. Doch der niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht, Mitglied des „Club von Rom“, zerstörte bereits 1979 diesen Traum. Seine sogenannte Konzession an die Industrie war: „In Gorleben dürfe ein nukleares Endlager gebaut werden, falls das Salz sich dafür eigne“. Ende 1980 stimmte dann die bayerische Regierung unter Franz Josef Strauß zu, in Wackersdorf eine Wiederaufbereitungsanlage zu bauen. Der erste Spatenstich erfolgte aber erst im Februar 1986. Im April 1989 informierte dann der Chef der Veba, Rudolf von Bennigsen-Foerder, den damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl, daß die französische Nuklearfirma Cogema in La Hague die Wiederaufbereitung von Kernbrennstoffen billiger anbieten könne als die Deutschen mit Wackersdorf. Damit war auch diese Technologie für Wackersdorf und Deutschland gestorben. Franz Josef Strauß hatte um das Projekt noch gekämpft, aber auch nicht erkannt, daß sich die 68er mittlerweile in Deutschland und auch Bayern mit ihren verrückten Ideen durchgesetzt hatten. Sein Nachfolger Max Streibl sagte dann auch konsequenterweise  in München: „Wir werden nicht um die Wiederaufbereitungsanlage kämpfen.“

Frage: Es kommen nun im Rahmen der Klimadebatte auch Forderungen nach der Kernenergie, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Was sagen sie dazu?

Zuse: …  Deshalb müssen wir in Zukunft sowieso auf Techniken zurückgreifen, die uns die Möglichkeit geben, unsere Rohstoffe selber zu erzeugen. So, wie der weltweite Fischfang die Weltmeer leer fischt und die Lösung des Problems nicht darin liegen kann, keine Fische mehr zu essen, sondern darin, diese zu züchten, wie man es beim Lachs und anderen Arten bereits tut, so müssen wir in Zukunft unserer eigenen Rohstoffe erzeugen. Dafür brauchen wir dann unbedingt die Kernfusion.

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Zu Ihrer Kenntnisnahme. Wir können die hier geäusserten interessanten Thesen selber nicht vollständig beurteilen. Trotzdem meinen wir man sollte sie kennen.
Bilden Sie sich aber bitte selbst Ihre Meinung, Ihr Urteil ! “Drum prüfe …”

(Markierungen in Fett- und/oder Kursivschrift – wie immer – durch die Redaktion)

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