Buch: Kritik zu: Jeffrey D. Sachs, Wohlstand für viele. Globale Wirtschaftspolitik in Zeiten der ökologischen und sozialen Krise

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Die malthusianische Inkompetenz des Jeffrey Sachs

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Da ein Ökonom heutzutage gute Chancen auf den Wirtschaftsnobelpreis hat, wenn seine Theorien völlig inkompetent sind und wenn er dabei möglichst noch für wirtschaftlichen Massenmord wirbt, dürfte Jeffrey Sachs ein aussichtsreicher Kandidat sein. Auch wenn er sich in letzter Zeit als „mitfühlender Liberaler“ gibt, erfüllt der derzeitige Chef des „Earth Institute“ sämtliche Voraussetzungen. Das fängt an bei seiner maßgeblichen Rolle bei der Umwandlung Boliviens in eine Kokain-Wirtschaft in den achtziger Jahren und bei der Durchsetzung der mörderischen „Schocktherapie“ in Rußland und Polen in den neunziger Jahren. Die Inkompetenz der Theorien in seinem neuesten Buch rundet das Bild ab.

Beginnen wir mit seinem folgenden, offenbar ernst gemeinten Vorschlag aus dem Schlußkapitel „Globale Problemlösung“ dieses Buchs:

„Mit der jüngsten Veröffentlichung der Liste der reichsten Menschen der Welt im Forbes-Magazin wird das Augenmerk auf eine neue Aussicht gelenkt. Forbes zufolge gibt es jetzt auf der Welt etwa 950 Milliardäre, mit einem Vermögen von insgesamt 3,5 Billionen Dollar… Selbst wenn alle Yachten, Villen und Luxusleben, das man für Geld kaufen kann, mehrfach bezahlt sind, werden diese Milliardäre jährlich immer noch fast 3,5 Billionen Dollar haben, um die Welt zu ändern. Gesetzt, sie würden ihr Vermögen zusammenlegen… Nach den üblichen, konservativen Prinzipien der Stiftungsverwaltung würde ein Stiftungsvermögen von 3,5 Billionen bei einer Verzinsung von 5% einen Ertrag von etwa 175 Mrd. Dollar abwerfen, eine Summe, die ausreichen würde, allen Armen der Welt eine Mindestkrankenversorgung zu bieten, die riesigen AIDS-, TB- und Malaria-Pandemien zu bekämpfen, eine Grüne Revolution in Afrika in Gang zu setzen, die Digitale Kluft zu überwinden und sich um den schreienden Bedarf an sauberem Trinkwasser für eine Milliarde Menschen zu kümmern.“ (Eigene Übersetzung aus dem englischen Original)

Dieser Mann ist offensichtlich nicht ganz bei Trost.

Erstens: Hat Sachs denn nicht bemerkt, daß sich das ganze Finanzsystem, mit allen seinen Milliardären, gerade in Luft auflöst? Diese Kernschmelze hat, konservativ geschätzt, bereits mehrere Billionen Dollar an Papierwerten vernichtet und verheert jetzt auch die Realwirtschaft der Welt, weil produktive Aktivitäten in aller Welt eingestellt werden müssen. Nicht nur Sachs’ Milliardäre verschwinden derzeit, auch die Güter und Dienstleistungen, die man bräuchte, um den Ärmsten und allen übrigen aus ihrer Not zu helfen. Diese Not greift immer weiter um sich, selbst wenn mehr „Geld“ im Umlauf ist, wobei es sich größtenteils ohnehin um ungedeckte Schulden handelt.

Sachs’ blinder Glaube an das „Geld“ ist ein fundamentaler Fehler in seiner Analyse – nicht nur bei diesem Don-Quixote-artigen Vorschlag. Er mißt Fortschritt immer nur in Begriffen von Geld, und wenn er Umverteilung fordert, denkt er auch nur an Geld. So meint er beispielsweise, man könne die wirtschaftliche Aktivität messen, indem man „das Durchschnittseinkommen pro Person mit der Anzahl der Menschen multipliziert“! Was eine Wirtschaft tatsächlich erfolgreich macht, davon hat er offenbar keine Ahnung.

Zweitens: Warum sollte man reichen Privatpersonen ein Recht geben, über ihre Stiftungen Regierungen und Völkern Vorschriften zu machen? Sein Vorschlag wäre im Grunde ein Rückfall in den Feudalismus, besonders in einer Zeit, in der unter dem grassierenden Monetarismus eine Menge Geldpiraten durch Spekulation und andere schädliche Aktivitäten reicher wurden als viele Regierungen. Sachs will souveräne Regierungen abschaffen und durch Nichtregierungsorganisationen (NGOs) ersetzen – und das bedeutet faktisch eine Diktatur des privaten Kapitals, das diese NGOs finanziert.

Drittens betrachte man einmal die Einstellung und den Charakter dieser Leute, an die Sachs appelliert, „die Armen zu retten“. Ein Beispiel ist George Soros, der sich nicht dafür schämt, daß er in seiner Jugend mit den Nazis bei der Judenverfolgung kollaborierte. Ein anderes ist die Rockefeller-Stiftung, in der Sachs die großartigste Nichtregierungsorganisation des 20. Jahrhunderts sieht. Es stimmt zwar, daß von der Rockefeller-Stiftung unterstützte Wissenschaftler zur „Grünen Revolution“, die in den siebziger Jahren die landwirtschaftliche Produktivität stark verbesserte, wesentlich beigetragen haben. Die Stiftung war und ist aber auch eine der treibenden Kräfte hinter der unablässigen und leider ziemlich erfolgreichen Kampagne für eine neue, malthusianisch-menschenfeindliche Ethik in aller Welt.

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Zu Ihrer Kenntnisnahme. Wir können die hier geäusserten Thesen, Nachrichten, Informationen, Behauptungen selber natürlich nicht vollständig beurteilen. Trotzdem meinen wir man muss sie kennen.
Bilden Sie sich aber bitte selbst Ihre Meinung, Ihr Urteil ! “Drum prüfe …”

(Markierungen in Fett- und/oder Kursivschrift – wie immer – durch die Redaktion)

Anmerkung der Redaktion:
Warum heisst das Buch eigentlich nicht „Wohlstand für alle !“
(wie bei Ludwig Erhard !!!!) im Sinne  einer Verbesserungsfähigkeit und
(wenigstens prinzipiellen) Verbesserungswürdigkeit
der Lebensumstände a l l e r  Menschen ?

swa

Ein Gedanke zu “Buch: Kritik zu: Jeffrey D. Sachs, Wohlstand für viele. Globale Wirtschaftspolitik in Zeiten der ökologischen und sozialen Krise

  1. Tina

    zur Anmerkung der Redaktion:
    Natürlich heißt das Buch „Wohlstadt für alle“, nur weil der Titel nicht richtig aus dem Englischen übersetzt wurde, heißt es nicht dass es im Verlauf des Buches nur um die Lebensverbesserung vieler Menschn geht, sondern es geht um alle.

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